STOLBERG-VICHT. Beim zweiten Bürgerdialog wollte die CDU Stolberg herausfinden, wo die Bürger in Gressenich, Mausbach, Vicht, Werth, Schevenhütte und Zweifall „der Schuh drückt“. Der Vorsitzende des Ortsverbands (OV), Marc Delzepich, begrüßte rund 50 Gäste, die etwa zur Hälfte Parteifreunde sind.
Paul M. Kirch stellte kurz das kommunalpolitische Programm der Partei vor, das, wie der Stadtverbandsvorsitzende Jochen Emonds hervorhob, nicht ohne mit den Bürgern gesprochen zu haben verabschiedet werde. „Das Programm ist nicht fertig, sondern ein Rohentwurf und wird erst nach den Bürgerdialogen vollendet“, führte auch Kirch aus und betonte: „Wir sind an Ihren Meinungen und Vorschlägen ernsthaft interessiert.“ Und von diesen folgten einige, denen sich der Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Dr. Tim Grüttemeier stellte.
Wahlplakate: Einen Kritikpunkt aus den Reihen der Versammlung können alle Parteien schon vor der anstehenden Kommunalwahl angehen. Zu viele Wahlplakate besonders in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen würden die Sicht nehmen und damit den Straßenverkehr gefährden.
Parksituation: An der Zweifaller Tannenbergstraße seien die Parksituation „katastrophal“ und die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge von abgestellten Pkw blockiert.
Straßen: Wann Stolbergs Straßen saniert werden, wollte ein Anwesender wissen. Grüttemeier verwies darauf, dass im städtischen Haushalt 900000 Euro zur Straßensanierung zur Verfügung stehen würden, was „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei. Zugleich mahnte der Bürgermeisterkandidat, dass Sanierungen auch Kostenbeteiligungen der Anwohner zur Folge haben können.
Baustellen: Besser koordiniert werden sollten bauliche Maßnahmen, damit die Kupferstadt nicht irgendwann auf einen „Kollaps“ zusteuere. Außerdem scheine sich auf manchen Baustellen „wochenlang nichts zu tun“. Grüttemeier stimmte zu und nannte den Kreisverkehr Nachtigällchen als Beispiel. Wenn dieser in rund einem Jahr fertiggestellt sei, werde als nächstes die Brücke abgerissen „und Mausbach schon wieder abgeschnitten“ sein. Es müsse in der Stadtverwaltung eine Stelle geben, die nötige bauliche Maßnahmen aufeinander abstimme.
Verwaltung: Wenn er Bürgermeister werde, will Grüttemeier dem eigenen Dezernat „Finanzen“ vorstehen und eine „klassische Verwaltung“ mit Beigeordneten anstelle von Fachbereichsleitern einführen sowie den Beförderungsstau abbauen.
Internet: In den Außenbezirken der Kupferstadt fehle es an Breitbandverbindungen. Grüttemeier zeigte sich der Gefahr bewusst, dass sich deswegen dort keine neuen Unternehmen ansiedeln und bereits ansässige sogar abwandern würden. „Das betrifft nicht nur die Randbezirke. Auch das Gewerbegebiet Camp Astrid verfügt nicht über schnelle Internetzugänge“, sagte der Bürgermeisterkandidat, der betonte, die Breitbandversorgung müsse rasch flächendeckend in Kooperation mit dem Land NRW, das Fördermittel beisteuern könne, und der Telekom sichergestellt werden.
Schule: Die Sanierung der Gressenicher Grundschule sollte komplettiert werden, regte Schulleiterin Hildegard Lüttecke an. Grüttemeier entgegnete, zwar erlaube der Stolberger Haushalt wieder einen Spielraum, und ein „Lichtstrahl am Ende des Tunnels“ sei zu sehen, doch Priorität habe es für die CDU, keine neuen Schulden zu machen. Eine vollständige Sanierung der Schule komme 2014 daher nicht in Betracht und könne erst in den Folgejahren eventuell in die Haushaltsplanung einfließen.
Nach regem wie offen geführtem Bürgerdialog folgten die Wahlen der Kandidaten des Ortsverbands für den Städteregionstag und den Stolberger Stadtrat, bei denen alle Kandidaten einstimmig ermittelt wurden. Für den Städteregionstag schickt der OV den Landtagsabgeordneten Axel Wirtz, der nicht mehr für den Stadtrat kandidiert, ins Rennen, Koppelkandidat ist Jochen Emonds.
Im Wahlkreis Gressenich-Schevenhütte wird Marc Delzepich kandidieren (Koppelkandidat Dirk Janowski). Die Rollen getauscht haben Rita Felden, die jetzt für Mausbach-Werth kandidiert, und ihr Koppelkandidat Adolf Konrads. Kandidat für den Wahlkreis Mausbach ist Hans Bruckschen (Koppelkandidat Günter Schwarz), für Vicht kandidiert Jochen Emonds (Koppelkandidatin Stephanie Frey) und für Zweifall Heinz-Gerd Braun mit Koppelkandidat Gerd Grüttemeier.
STOLBERG-Breinig. Was liegt den Stolberger Bürgern am Herzen? Die CDU will es genau wissen. Und hat die Einwohner der Stadt zum Bürgerdialog eingeladen. Die erste Diskussionsrunde traf sich jetzt in Breinig. Und CDU-Fraktionschef Dr. Tim Grüttemeier konnte durchaus eine Menge Fragen und Anregungen aus der Bürgerschaft notieren.
Der Saal im Restaurant „Zur Treppe“ konnte die hohe Zahl der Bürger, die sich am Dialog beteiligen wollten, kaum fassen. Rund 80 Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich einmal ohne Umwege über das Rathaus mit ihren Vorschlägen zu Wort zu melden und Ideen zur Verbesserung der Wohnqualität in Breinig, Breiniger Berg oder Venwegen vorzubringen.
Neben Grüttemeier schrieben die örtlichen Ratspolitiker Ben Grendel und Bernhard Creyels fleißig mit. Hier drückt die Bürger der Schuh: Vor dem Kindergarten Breiniger Berg drücken Autofahrer zu viel aufs Gaspedal und gefährden die Kinder. Auch Lkw donnern an dieser Stelle durch den Ort. Die Forderung der Bürger ist deshalb: Hier müsste die Polizei öfter kontrollieren, außerdem sollte hier eine Tempo-30-Zone eingerichtet werden. Auch an der Neustraße ist der Übergang zum Kindergarten trotz Zebrastreifens zu schlecht gesichert. Bei starkem Schneefall ist der Winterdienst in der Rudolfstraße ein Problem. Die Anwohner haben zuletzt ein Privatunternehmen anrücken lassen, um die Schneemassen zu beseitigen und ihre Grundstücke wieder anfahren zu können. Der Rettungswagen hat größte Probleme, unter diesen Bedingungen die Straße zu passieren. Auch die halle vom Deutschen Roten Kreuz war zuletzt eingeschneit. Warum hat Stolberg keine Mülltonne für die Grünabfälle?
Hier kam die Antwort von Dr. Grüttemeier postwendend: Weil viele Bewohner der Stadt sich gegen Einführung einer Braunen Tonne wehren, sie haben in der Innenstadt schlicht keinen Platz auf dem Grundstück für eine weitere Tonne. Grünabfälle können ja außerdem zu den bereit stehenden Containern gebracht werden. Was kann unternommen werden, um das Neubaugebiet Kastanienweg optisch besser in den Altort zu integrieren. Die Häuser sehen „kaserniert“ aus, ihre Grundstücke haben hässliche Zäune. Hundebesitzer räumen den Kot nicht weg, den ihre Vierbeiner manchmal sogar auf Spielplätzen hinterlassen. Hier sollte es häufiger Kontrollen geben. Gibt es weitere Baugebiete rund um Breinig? Müssen Bauwillige so lange warten, bis die Stadt einen neuen Bebauungsplan diesbezüglich aufgestellt hat? Hier gab es den Rat von Grüttemeier: Bauwillige sollten sich umgehend bei der Stadt melden. Womöglich gebe es ja auch eine einzelne Baugenehmigung für das ausgewählte Areal. Was wird aus der Buslinie 61? Sollte in der Ittertalklinik ein Heim für betreutes Wohnen entstehen, ist diese Busanbindung an die Stadt unverzichtbar, auch wenn sie derzeit nur von einzelnen Fahrgästen genutzt wird.
Fährt die Euregiobahn bald bis Breinig? Genaues konnte Grüttemeier den Fragestellern hier nicht mitteilen. Aber so viel sei klar: Wer weitere Verkehrsanbindung über die Schiene fordere, müsse damit rechnen, dass demnächst wieder ein Zug an seinem Garten vorbei fahre. Außerdem müssen dann in Breinig ein Pendlerparkplatz angelegt werden. Könnte man nicht die Friedhöfe Bergstraße und Vicht schließen und daraus Parks machen? So ließen sich Kosten sparen und Gebühren senken. Grüttemeier: „Die Stadt Stolberg hat 16 Friedhöfe, die Stadt Eschweiler kommt mit acht aus. Theoretisch würden in Stolberg sogar zwei bis drei Friedhöfe reichen. Aber wir können derzeit nur den Friedhof Buschmühle schließen. Alles andere sind sehr langfristige Projekte. Man kann die Toten ja nicht einfach so umbetten.“
In Breinig fehlt ein kleiner Dorfplatz, auf dem Veranstaltungen stattfinden könnten. Ein städtisches Gelände hinter der Kirche wäre ideal. Für Jugendliche fehlt ein Treffpunkt in Breinig. Sie hängen derzeit nur auf Bänken rum und werden über weg gescheucht. Wie wäre es mit einer Skaterbahn? Warum werden alle Hausbesitzer, die im Wasserschutzgebiet wohnen, dazu verdonnert, ihre Kanäle zum Haus auf Dichtigkeit prüfen zu lassen. Gleichzeitig wird auf dem Feld nebenan ständig übel riechende Gülle ausgebracht. Wie reimt sich das zusammen? Wie kommt der 650 Mitglieder starke SV Breinig zu einem neuen Sportplatz?
Die Liste der Fragen und Anregungen, die an diesem Abend diskutiert wurden, könnte sich problemlos fortsetzen lassen. Paul Kirch stellte den Besuchern des Bürgerdialogs weitere Projekte vor, die die CDU im Rat selbst schon ins Auge gefasst hat. Da ging es um bessere Lebensbedingungen für Ruheständler i der Stadt. Und damit verbunden, um die Umgestaltung des Oberen Steinwegs. Mit mehr Seniorenwohnungen.
Dr. Tim Grüttemeier verwies darauf, dass die Stadt vor allem für die Ansiedlung weiterer Betriebe und damit für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sorgen müsse. Die Wirtschaftsförderung in Stolberg liege jedoch brach. Das Gewerbegebiet Camp Astrid sei praktisch leer. Womöglich biete sich die Chance, hier ein Güterverteilzentrum mit Bahnanschluss einzurichten.
Nachdem die Bürger ihre Anliegen vorgebracht hatten, schlug die CDU ihre Kandidaten aus Breinig und Venwegen für die Kommunalwahl vor. Für Venwegen und Alt-Breinig sollen Dr. Tim Grüttemeier und Günter Blaszczyk kandidieren, für Breinig-Mitte Artur Kaldenbach und Wolfgang Schmitz sowie für Breinig und Breiniger Berg Ben Grendel und Waltraud Strang. Für die Städteregion soll Edith Nolden antreten. Alle Vorgeschlagenen wurden einstimmig nominiert.
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Sascha (Montag, 02 Dezember 2013 18:18)
"Außerdem scheine sich auf manchen Baustellen „wochenlang nichts zu tun“. Grüttemeier stimmte zu und nannte den Kreisverkehr Nachtigällchen als Beispiel. Wenn dieser in rund einem Jahr fertiggestellt sei, werde als nächstes die Brücke abgerissen „und Mausbach schon wieder abgeschnitten“ sein. Es müsse in der Stadtverwaltung eine Stelle geben, die nötige bauliche Maßnahmen aufeinander abstimme. ".
Die Idee ist richtig, da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Allerdings waren Sie doch auf auf der Bürgeranhörung zum Thema "Nachtigällchen" im Ratssaal. Dort wurde doch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sowohl die Stadt, als auch der Landesbetrieb genau dies verhindern wollte, die nötigen finanziellen Mittel jedoch nicht freigegeben wurden, wofür die Stadt nichts kann.
Insofern hätte auch eine Koordinierungsstelle das Problem der Brücke in Mausbach nicht ändern können.