Vicht hat die größten Siegchancen


In den Räumen des künftigen Dorfladens macht sich die Jury fleißig Notizen.Fotos: O. Hansen 


Nach der Planwagenfahrt wurde die Jury vor dem Pfarrheim von den Kindern der Kita Mäuseburg mit einem Lied begrüßt. 

Stolberg. Wenn ein Ort große Chancen hat, den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Ebene der Städteregion zu gewinnen, dann ist es Vicht. Zum Abschluss ihres Rundgangs durch den Stolberger Stadtteil zeigte sich die Jury jedenfalls tief beeindruckt. „Das haben wir so noch nicht erlebt“, war die einhellige Meinung der Bewerter.

Begonnen hatte der Rundgang durch Vicht am Sportzentrum mit dem neuen Kunstrasenplatz. Thorsten Meier vom Vorstand des VfL Vichttal führte die Gäste über die Anlage. „Wir haben seit der Fusion von VfL Zweifall und VfL Vicht zum VfL Vichttal im Jahr 2008 alles richtig gemacht“, betonte Meier. Und das sei nicht nur an der Sportanlage mit Franz-Harpers-Platz und „Zweifaller Hütte“ sichtbar. „Unsere Jugendabteilung hat derzeit 18 Mannschaften, in der mehr als 300 Kinder spielen“, so Meier. Eine Halle mit einem 15 x 30 Meter messenden Kunstrasenboden soll das Angebot für die etwa 700 Mitglieder des Fußball-Landesligisten komplettieren.

Vom Sportplatz ging es für die Jury bei einer Planwagenfahrt rund um den Ort. Am Pfarrheim wurde die Jury von Kindern der Kita Mäuseburg mit einem Lied empfangen. Unter das Motto „Oss Veet – Mie Dörp“ hatten die Vichter einen Bildervortrag gestellt. Die Brauchtumspflege für die älteren Bürger kam genau so zur Sprache wie die Disco und der Kindertreff für die jüngeren Vichter. Rudi Dreuws vom Pfarrgemeinderat erinnerte an die Vichter Nachmittage, bei denen sich jedes Mal rund 100 Besucher im Pfarrheim zusammen finden. Zweimal im Jahr geht es auf Ausflugstour. Der Arbeitskreis Naturschutz verwies darauf, dass Vicht umgeben ist von Natur. Und da muss man gelegentlich mit anpacken: Viele Vichter, auch Kinder, helfen dabei, dass die Kröten sicher über die Straßen zu ihren Laichplätzen gelangen. Man hält zusammen, niemand wird ausgeschlossen. Karl Lüttecke von der Vichter Dorfgemeinschaft erinnerte an Prinz Henning (KG Vicht). Der junge Mann mit Down-Syndrom regierte in der Session 2011/2012 die Vichter Jecken und eroberte ihre Herzen im Sturm. Ein einmaliges Erlebnis für den Narrenherrscher war das Konzert mit den Höhnern, bei dem er auf die Bühne gebeten wurde. Lüttecke: „Das ist ein Beispiel für gelebte Inklusion. Wir sind alle Vichter, ob mit oder ohne Handicap!“

Dass Vicht mit eigener Homepage (www.schoenes-vicht.de) im Internet vertreten ist, ist ja schon keine Besonderheit mehr. Allerdings schon die hohe Zahl der Zugriffe auf die Seiten, nicht nur aus Vicht, sondern selbst aus Brasilien, Ruanda oder Bagdad. Seit 41 Jahren sammelt man im Ort Spenden für Projekte in aller Welt. Zuletzt war allerdings spontane Hilfe vor der eigenen Haustüre erforderlich. Das Hochwasser nach dem „Jahrhundertregen“ machte die Hilfe für Bewohner eines Vichter Seniorenheims erforderlich. Der Rundgang mit der Jury durch Vicht, vorbei an der neuen Kreuzanlage, endete in den Räumen, in denen am 29. September der Vichter Dorfladen eröffnet werden soll. Nachdem unlängst das letzte Geschäft im Ort geschlossen worden war, wollen die Vichter nun einen eigenen Dorfladen eröffnen. Mit Café, Bäckerei, Metzgerei, Lotto-Annahmestelle und Post-Filiale. Jochen Emonds stellte den Gästen das Projekt von der Idee über die Bedarfsanalyse bis zur baldigen Eröffnung vor. Eine hauptamtliche Verkaufskraft wird in dem Laden tätig sein, daneben haben sich mehr als 70 Einwohner und Einwohnerinnen gemeldet, die beim Betrieb des Ladens helfen wollen. Bei der Sammlung von Spenden, mit denen die Einrichtung finanziert werden soll, waren fast 40 000 Euro zusammengekommen. „Schon allein die vielen Spender, werden uns helfen, den Laden langfristig zu halten“, zeigte sich Jochen Emonds optimistisch.

Natürlich hatte die Jury bei ihrer Abschlussbesprechung denn auch besonders den Dorfladen im Blick. „Der Einsatz hat sich gelohnt. Vor allem, weil die Menschen konkret angesprochen wurden. Das ist einzigartig“, so das erste Fazit. Gelobt wurde auch, dass man in Vicht „junge und alte Menschen, Behinderte und gering Bemittelte im Blick“ habe. „Überall, wo Not ist, wird geholfen. Das ist einfach klasse!“ Die Sauberkeit im Ort wurde ebenso gelobt. Da Vicht durch die Durchgangsstraße geprägt werde, könne nicht viel zusätzliches Grün her (eine Allee macht keinen Sinn). Nur der kahle Kiesplatz vor dem Sportplatz müsse aufgewertet werden.

 

„Wir sind alle Vichter, niemand wird ausgeschlossen.“

Karl Lüttecke, Vichter Dorfgemeinschaft

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