Land nimmt die Kupferstadt auf in die Städtebauförderung. Zuerst werden Frankental und der Kaiserplatz neu gestaltet.
779 000 Euro für Planung
Die Kupferstadt ist aufgenommen in das Städtebauförderungsprogramm des Landes, erklärte gestern Minister Michael Groschek im Landtag. 779 000 Euro erhält die Stadt noch für dieses Jahr; sieben bis acht Millionen Euro sollen es bis 2020 sein für das Entwicklungskonzept Talachse Innenstadt. Mit einer städtebaulichen Aufwertung der sieben Quartiere von der Mühle bis zum Willy-Brandt-Platz soll ein Mehrfaches an privaten Investitionen ausgelöst werden. Kalkuliert wird mit einem privaten Engagement in Höhe von 15 Millionen Euro. Die Aufnahme in das Programm „Stadtumbau West“ hat für die Kupferstadt eine vergleichbare Bedeutung wie die Sanierung der Altstadt in den 1980er Jahren. „Stolberg kann jetzt sein Kernproblem anpacken“, so Grüttemeier. Einer Verödung der Innenstadt wird begegnet.„Die Stärkung der Innenstädte ist von zentraler Bedeutung“, erklärte Groschek. Im Unterschied zu Einzelinvestitionen beruhe die Städtebauförderung auf einem integrierten Ansatz: „Sie nimmt den ganzen Stadtteil in allen Aspekten in den Blick und aktiviert die Menschen dort, sich an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes zu beteiligen“, betont der Städtebauminister. „Entsprechend legen wir und das Land Wert auf eine enge Einbindung der Bürger in die Planungsprozesse“, unterstreicht Tim Grüttemeier. Für erste Teilbereiche ist dies bereits erfolgt.
Konzept seit 2009 erarbeitet
Immerhin hat die Kupferstadt bereits vor fünf Jahren damit begonnen, die Grundlagen für den jetzigen Erfolg zu legen. Gemeinsam mit der DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH) wurde 2009 das Entwicklungskonzept erarbeitet, das die Innenstadt als sieben Quartiere mit eigener Identität definiert. Mit punktuellen Eingriffen in die Substanz und Umgestaltungen sollen sie aufgewertet werden. Seit der Auftaktveranstaltung betreut eine Lenkungsgruppe aus Verwaltung und Politik die Vorbereitungen. Die Testphase für die zukünftige Verkehrsführung auf der Rathausstraße ist einer der Bausteine des Programms, der unter Beteiligung der Bürger und des Stadtmarketings entwickelt wurde.
Zum Schwur kam es zu Beginn diesen Jahres, als Regierungspräsidentin Gisela Walsken der Stadt die Pistole auf die Brust setzte: Eine Förderung für die Innenstadt gibt es nur dann, wenn Stolberg auf die Ansiedlung von Einzelhandel auf dem Zincoli-Gelände an der Mauerstraße in Münsterbusch verzichtet. Der Stadtrat verzichtete und forderte die Strabag als Investor auf, ein anderes Konzept zu erarbeiten. Ein Ergebnis oder das Aus des Vorhabens ist für Ende des Jahres zu erwarten. Mit dem klaren Bekenntnis des Stadtrates zur Sanierung der Innenstadt ging‘s dann sehr schnell. Viele positive Signale kamen von der Kölner Bezirksregierung. Im September vermittelte Landtagsabgeordneter Kämmerling einen Gesprächstermin bei Minister Groschek in Düsseldorf, bei dem Bürgermeister Grüttemeier die Pläne für die Innenstadt (und die Vorhaben am Bahnhof sowie zur Revitalisierung von Industriebrachen) persönlich vorstellen und für eine Unterstützung Stolbergs werden konnte. Und gestern war Kämmerling der erste, der die frohe Kunde der Förderung übermittelte, nachdem am Dienstag eine Delegation des Ministeriums Stolberg besichtigte.
„Bereits in der kommenden Woche wird der Ausschuss für Stadtentwicklung Nägel mit Köpfen machen“, sagte Tobias Röhm. Dann werden die Planungsaufträge für die beiden ersten Bausteine angepackt. „Wir werden für jedes der sieben Quartiere Maßnahmen gemeinsam mit den Bürgern planen“, kündigt der Technische Dezernent an. Für jeden Baustein wird ein Förderantrag beim Land eingereicht, wenn die Bewilligung vorliegt, kann die Ausführungsplanung und die Vergabe der Arbeiten beginnen. Die jetzt bewilligten Mittel dienen erst einmal der Planungsphase.
Aber voraussichtlich bereits im Herbst werden die Bagger in Stolberg anrücken können: Auf dem Kaiserplatz und am Bastinsweiher. Für den Bereich Frankental ist bereits eine erste Beteiligung der Bürger erfolgt. „Ihre Anregungen sind in die Anforderungen aufgenommen worden“. Jetzt werden acht Landschaftsplaner aufgefordert, im Rahmen eines Wettbewerbs Gestaltungsvorschläge für das Umfeld des Weihers und der Wiese Frankental zu unterbreiten. Dabei soll der Verkehrsraum auf zwei Fahrbahnen reduziert, der Weiher erreichbar und die Flora als Grünanlage erhalten werden. Entstehen soll mehr Freiraum zum Verweilen und für Außengastronomie.
Am 20. Februar soll das Preisgericht mit Fachleuten und Vertretern von Verwaltung und Rat tagen und den Wettbewerbssieger ermitteln. Am 5. März soll der Ausschuss für Stadtentwicklung über die Planung befinden. Dann müssen die genauen Kosten ermittelt werden. Bis Ende März muss der Förderantrag beim Land gestellt sein. Für Mai wird mit einer Bewilligung gerechnet. Dann kann die Ausführungsplanung erstellt und die Vergabe der Arbeiten angegangen werden.
Mehr Aufenthaltsqualität
Für den Kaiserplatz gilt der gleiche zeitliche Rahmen. Für seine Umgestaltung soll ein Landschaftsplaner beauftragt und die Bürger im Rahmen einer Planungswerkstatt eingebunden werden. Ziel ist es, den Kaiserplatz wieder nutzbarer für Veranstaltungen zu machen und mit Außengastronomie – ähnlich wie im Aachener Ferberpark – zu beleben, die das vorhandene gastronomische Angebot ergänzen soll.
Dazu gibt es im Rathaus bereits erste Vorstellungen. So sollen die mittleren Beete ebenso entfernt werden wie die Laternen einer anderen Beleuchtung weichen sollen. „Damit mehr Raum für Veranstaltungen entsteht“, erklärt Grüttemeier. Auch der Brunnen soll angepackt werden. Zumindest soll er so umgestaltet werden, dass er mit einer Bühne überbaubar wird. Und auch die Beete sollen so angelegt werden, dass der Kaiserplatz wieder mehr Aufenthaltsqualität gewinnt und der Platz seiner Aufgabe als gute Stube und Mittelpunkt in der Innenstadt gerecht wird.
Nächster Schritt ist dann 2017 die bereits jetzt getestete Umgestaltung von Rathaus- und Salmstraße, während die Maßnahmen für die anderen Quartiere noch detailliert unter Beteiligung der Bürger entwickelt werden müssen.
„Die Förderung des Konzeptes für die Innenstadt hat für Stolberg die gleiche hohe Bedeutung wie in den 80er Jahren die Altstadtsanierung.“
Bürgermeister Tim Grüttemeier