Einheitliches Bild mit individueller Note
So wird das Quartier Frankental attraktiver. Landschaftsarchitekten des „Club L 94“ gewinnen den Wettbewerb.
Phelina verfolgt die glückliche Stunde ihrer Eltern im Kinderwagen, Mathilda darf schon mit auf die Bühne im Rittersaal, als Burkhard Wegener und Jörg Homann mit ihren Partnerinnen Jana und Antje die Gratulation von Tim Grüttemeier und Tobias Röhm entgegennehmen und freudestrahlend den Applaus des Publikums genießen. Einstimmig hatte am Vorabend das Preisgericht die Entwürfe der Kölner Landschaftsarchitekten vom „Club L 94“ beim Gestaltungswettbewerb für das Quartier Frankental auf das Siegerpodest (wir berichteten) gehoben, unterstreichen nochmals der Bürgermeister und der Technische Beigeordnete in ihrer Laudatio.
Freiräume mit eigenen Themen
Die acht teilnehmenden Büros haben es der Jury nicht leicht gemacht. Als ihr Vorsitzender stellt Professor Rainer Sachse aus Düsseldorf das hohe Niveau der Arbeiten heraus. Intensiv haben sich die Planer mit den Stolberger Gegebenheiten und der Geschichte befasst. Und beim wiederholten Rundgang durch die Präsentation der Entwürfe entdeckt der Betrachter – ebenso wie das Preisgericht – immer wieder neue Aspekte, Ansichten und Ideen, die abgewogen und diskutiert werden. Sie alle bieten unterschiedliche, aber nicht minder reizvolle Sichtweisen auf das Ensemble von Wiese, Weiher und Flora mit der schneidenden Rathausstraße.
So hat beispielsweise ein Büro dem Weiher einen flotten Sandstrand verpasst. In einem anderen Plan wird die Flora zu einem großen Teil der Wasserfläche zugeschlagen. Eine weitere Idee sind großflächige (großstädtische) Treppenstufen von der Rathausstraße zum Weiher. Und ein gänzlich veränderte Erscheinung des gewohnten Bildes lieferten Planer aus Amsterdam, die für die Wiese Frankental eine üppige Natur mit einem Bistro in die Innenstadt holten. Auf solch eine Außengastronomie setzt auch Landschaftsarchitektin Andrea Winterscheid, die die Umgestaltung des Kaiserplatzes federführend betreut, in diesem Quartier aber nicht unter die Preisträger kam. „Wettbewerbe sind immer spannend“, zollt die Mausbacherin den Gewinnern aus Köln ihren Respekt.
Ihr Ziel ist es, den „verschiedenen Freiräumen eigene Themen zu verleihen und sie zu einem Ensemble mit hoher Aufenthaltsqualität ablesbar zu machen“, sagt Wegener. Während die direkt an der Rathausstraße gelegenen Bereiche – wie die Wiese Frankental und das Westufer des Weihers offen und repräsentativ gestaltet werden, locken die Freiräume östlich der Wasserfläche als Park – wobei sich die Beziehungen von Weiher und Wegen an den Fluchten der umgebenden Bebauung und dem Alltag orientieren. So sehen die Kölner für den Schulweg vom Mühlener Bahnhof einen Steg über den Weiher mit klarer Wegeführung durch die neue Flora zur Brücke über den Vichtbach vor, wo auch eine Terrasse angedacht ist.
Die Einfassung des neuen Weihers wird mit einem durchgehenden Sockelstein betont, die Uferzone flach abfallend ausgebildet, so dass auf ein Geländer verzichtet werden kann. Blühende Wasserpflanzen sollen der Randzone Attraktivität verleihen, „so dass ein Sitzen am Ufergarten besondere Qualitäten hat“, unterstreicht Homann. Das Erlebnis Wasser erreicht man über unterschiedliche Zugänge. Beispielsweise an der sonnigen Nordseite über eine hölzerne Teichterrasse, die ausreichend Raum für Außengastronomie lässt, oder durch Sitzblöcke in der östlichen Rasenböschung des Weihers.
Mühlenspielplatz und Terrasse
Entlang der Rathausstraße soll eine Baumpromenade die Raumkante zum Weiher formen – ein Schattendach für Besucher mit attraktivem Sitzbereich mit Bänken und ergänzt durch Spielmöglichkeiten. Der „Mühlenspielplatz“ für Kleinkinder – etwa gegenüber dem Ehrenmal – versteht sich als Rückzugsraum für Familien mit einer Gestaltung, die die Industriegeschichte als Thema aufgreift. Die übrige Flora wird als kleiner Park mit zentraler Spielwiese und Rundweg hergerichtet, wobei eine veränderte Bepflanzung die Sichtbeziehungen zwischen Weiher und diesem Rückzugsbereich ermöglichen soll.
Besonders beeindruckt zeigt sich das Preisgericht von den Kölner Ideen für die Wiese Frankental. Sie soll als wertvoller Freiraum akzentuiert werden. Dabei haben Wegener und Homann auf die Industriegeschichte der Familie Bastin zurückgegriffen, die eine Strickgarnproduktion betrieb. Wie beim Sayette soll die große Rasenfläche mit weißen Pflasterbändern durchwoben werden, die sich zur Rathausstraße hin zu einer kleinen Platzfläche verdichten, wo Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen.
Während sich die Planer bei der Materialwahl von Platten und Ausstattungselementen wie Abfalleimer und Leuchten an der Gestaltung des Stadthallen-Vorplatzes anlehnen, um einen durchgängigen Zusammenhalt herzustellen, sollen Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und der Steg über den Weiher eine spezifische Gestaltung erhalten, die eigene Identität verleiht.
Alle Entwürfe ab morgen im Rathaus zu sehen
Vom morgigen Dienstag an können alle Entwürfe des Gestaltungswettbewerbs im Rathaus besichtigt werden.
Die endgültige Entscheidung zur Gestaltung des Quartiers trifft der Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt auf seiner Sitzung am Donnerstag, 5. März, ab 18 Uhr im Rathaus. Dann wird auch die neue Gestaltung des Kaiserplatzes auf den Weg gebracht.
Quelle: Stolberger Nachrichten - Foto: Jürgen Lange