Neue Investoren zeigen Interesse am Zincoli-Areal. Soziale Einrichtung Nachfolgerin der Tennishallen.
Jetzt auch mit der Rückendeckung des Landes packt die Kupferstadt die Vermarktung des Zincoli- und des Zink-Geländes in Münsterbusch an. Während in Düsseldorf an der Aufnahme der insgesamt knapp 17 Hektar in den Flächenpool NRW zur Reaktivierung der Brachen gearbeitet wurde, war die Verwaltung im Rathaus nicht untätig. Nach der einmütigen Absage des Stadtrates an das Strabag-Projekt, um statt dessen die Innenstadt zu fördern, ist die Wirtschaftsförderung nicht nur mit der Rückabwicklung der Optionsverträge mit der Strabag Real Estate und der Übernahme der in deren Auftrag erstellten Gutachten beschäftigt, sondern entwickelt auch erste Ansätze für eine zukünftige Nutzung der gut 4,2 Hektar in städtischem Eigentum.
„Es gibt bereits sehr konkrete Anfragen“, bestätigt der Bürgermeister auf Anfrage. „Wir haben sogar weiterhin die Ansiedlung eines Baumarktes auf der Liste“, sagt Tim Grüttemeier. Ein Bau- und Gartenmarkt war auch bei der Strabag der unstrittige Ankermieter des Projektes. Wenn auch zuletzt in einem deutlich kleineren Umfang als beim Wettbewerbssieg 2007 angekündigt vorgesehen, so galt der Markt mit seinem nicht zentrenrelevanten Sortiment als wesentlicher Frequenzbringer für den Standort. Mit 10 500 m2 gestartet, schrumpfte der Baumarkt auf zuletzt 6800 m2 Verkaufsfläche als Ersatz für den Toom-Markt an der Mauerstraße mit 3500 m2.
„Nun geht es um einen Baumarkt mit rund 6000 Quadratmetern“, erklärt Grüttemeier. Darüber hinaus verweist der Verwaltungschef auf zwei weitere detaillierte Anfragen für Flächen in der Größenordnung von rund 2000 Quadratmeter für den Standort, die von Unternehmen aus der Metallverarbeitung und der Elektronikbranche kommen.
Aber auch die Stadt selbst möchte möglichst mit Partnern und Mitgesellschaftern aktiv werden. Nachgedacht wird über die Projektierung von drei weiteren Gewerbehallen entlang der Cockerillstraße als Ergänzungs- und Erweiterungsflächen für das Dienstleistungszentrum. Seit der Einweihung des DLZ im Jahr 1996 sind die drei integrierten, 100 m2 großen Werkhallen komplett ausgelastet. Immer wieder müssen Anfragen von Hochschulen und Unternehmen nach derartigen Angeboten vom DLZ abgewiesen werden. Gleichzeitig bescheinigt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft eine wachsende Nachfrage nach individuell erweiterbaren Werkräumen mit kleinem Büroanteil etwa für Konstruktionsbüros im Bereich Maschinenbau und High-Tech. Der Bau von Werkhallen soll nicht nur die Auslastung des DLZ verbessern, sondern auch neue Impulse für den Wirtschaftsstandort Stolberg setzen.
Abgesehen von diesen bislang vorliegenden konkreten Anfragen plant der Bürgermeister die verbleibenden Flächen des Zincoli-Geländes als kleinteilige Gewerbeflächen parzellieren zu lassen, wobei bei der planungsrechtlichen Ausweisung von Gewerbe- und Industriebereichen auf Abstandsflächen und potenzielle Nutzungskonflikte zu bestehenden Nachbarn zu achten wäre. Betroffen sein könnte in erster Linie ein neues Projekt auf dem Gelände der nicht mehr genutzten Tennishallen an der Ecke zur Kesselschmiede.
Derzeit sondiere der Eigentümer die Möglichkeit, eine markante soziale Einrichtung als Nachfolgenutzung zu etablieren, berichtet Grüttemeier. Das bedeute für die Planung des Gewerbegebietes, dass auf Basis von Lärmschutzgutachten bzw. -auflagen entsprechende Abstandsflächen einzuhalten sind bei der Ansiedlung unterschiedlicher Branchen.
Und mit ein wenig Glück kann es Stolberg sogar gelingen, den alten Industriekamin der Zincoli als weithin sichtbare Landmarke des Areals in Szene setzen zu lassen – so wie dies einst auch von der Strabag angedacht worden war. „Es gibt Interessenten“, bestätigt Grüttemeier zwar, kann aber angesichts des frühen Standes der Gespräche noch nicht ins Detail gehen.
Aber auch auf der anderen Seite der Cockerillstraße sind positive Signale zu vernehmen. Zwölf Hektar Gewerbebrache harren dort einer Revitalisierung. Zwei grundlegende Probleme bietet die Fläche: Sie ist eine Altlast, die durch großflächige Versiegelung der Oberfläche entschärft werden soll, sowie juristisch-finanzielle Verquickungen. Mittlerweile ist die Aachener PKL GmbH mit Geschäftsführer Yue Mei Chi ins Handelsregister des Aachener Amtsgerichts eingetragen: als Liquidatorin der Stolberger Zink Verwaltungs-GmbH (HRB 11030 ) und der Stolberger Zink GmbH & Co. Gewerbe KG (HRA 5509), und mit der Aufgabe als Abwicklerin der Stolberger Telecom Aktiengesellschaft (HRB 11584) – alles Nachfolge- und Tochtergesellschaften der traditionsreichen Stolberger Zink. 1998 versprach deren Vorsitzender und Hauptaktionär, Dr. Günter Minninger, blühende Landschaften mit dem „Europapark“. Erblüht ist außer Blumen nie etwas. Jetzt ist das Gelände ein Fall für den Flächenpool NRW.
„Es gibt eine Reihe konkreter Interessenten, auch für einen Baumarkt und den Kamin.“
Bürgermeister Tim Grüttemeier
Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten