Nahverkehrsplan verspricht einheitliche Standards beim Fuhrpark. Linie 61 bleibt erhalten. Neue Anbindung an Regionalexpress.
Die Stolberger sollen nicht mehr Buskunden zweiter Klasse sein, wenn zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 der neue Nahverkehrsplan greift. Im Vergleich zu dem Standard der Busse, den die Aseag im
Aachener Stadtgebiet bietet, fühlen sich in der Kupferstadt viele Kunden benachteiligt, wie es beispielsweise Adolf Konrads (CDU) in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Verkehr und
Umwelt am Beispiel von Bussen und ihren Fahrern deutlich machte. Denn ein großer Teil der im Stadtgebiet angebotenen Linien wird durch Subunternehmer bedient, deren Fahrzeugpark nicht so modern
ist.
„Das wird sich ändern“, stellte Hans-Joachim Sistenich fest, der beim Aachener Verkehrsverbund den neuen Nahverkehrsplan 2016 bis 2020 koordiniert. Dabei wird als Ziel für die neuen
Anforderungsprofile an die Leistungsträger das Jahr 2018 genannt. Eines dieser Ziele ist ein einheitlicher Qualitätsstandard bei Fahrzeugpark und Personal. „Einzelne Ausnahmen wird es nur für
zusätzliche Ergänzungsfahrten im Schülerspezialverkehr geben“, sagte Sistenich und verwies auf begrenzte finanzielle Ressourcen.
Eine besondere Herausforderung insbesondere für Kommunen sei die gesetzlich vorgeschriebene Einführung der vollständigen Barrierefreiheit im Öffentlichen Personennahverkehr. „Bei den Fahrzeugen
ist das kein Problem“, prophezeit Sistenich. Die Aseag erfülle dieses Ziel bereits zu mehr als 90 Prozent dank Niederflurbussen und technisch basierter Informationsangebote. Die größere
Herausforderung sei der barrierefreie Umbau der Haltestellen. Denn finanziell gefordert werden Stadt, Städteregion und Landesbetrieb – je nachdem, an welcher Straße die Haltestelle liegt.
Investieren möchte die Kupferstadt Stolberg ja schon möglichst bald in die Ausstattung von sechs Haltepunkten in der Innenstadt mit einem Dynamischen Fahrgast-Informationssystem (DFI), das die
aktuelle Ankunftszeit von Bussen und Bahnen optisch und akustisch vermittelt. Alleine die Kosten dafür werden auf 265 000 Euro geschätzt. 95 Prozent davon würde der Zweckverband Nahverkehr
Rheinland (NVR) übernehmen, wenn Bund und Land ihm dafür ausreichend Mittel zur Verfügung stellen würden. Der Technische Beigeordnete Tobias Röhm versicherte jedenfalls, ständig beim NVR am Ball
zu bleiben, um den Kunden des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Stolberg das verbesserte Informationsangebot möglichst bald zur Verfügung stellen zu können.
„Stolberg hat bereits ein hohes Angebotsniveau“, berichtete Sistenich über die Bestandsaufnahme. Auf dem Großteil der Strecken erfolgen demnach mehr als 60, auf der Innenstadt-Achse sogar mehr
als 180 Fahrten von Bus und Bahn am Tag. Auf Stolberger Straßen kommen die Busse „überdurchschnittlich gut“ voran im Vergleich mit anderen Kommunen. Mittlere bis schnelle Verbindungen könne der
Fahrplan bieten. Nur an wenigen Stellen sei ein Bus im Schnitt langsamer als zehn km/h – und die liegen vor allem in verkehrsberuhigten Bereichen von Kohlbusch, Liester und Brockenberg. Andere
Langsamfahrstellen könnten durch den Einbau von Buskups behoben werden.
Außerdem bescheinigte Sistenich „eine sehr hohe Dichte“ an Haltepunkten. In zentralen Lagen wird ein Radius für Busse von 300 Metern, bei Bahnen von 800 Metern als ideal angesehen, außerhalb der
zentralen Lagen gelten 400 bzw. 1000 Meter als optimal im Nahverkehr. „Wo in Stolberg die Dichte der Haltestellen nicht hoch ist, wohnen auch nur wenige Menschen“, sagte Sistenich, der gegenüber
dem ersten Vorentwurf für den Nahverkehrsplan gleich eine Verbesserung verkündete: „Die Linie 61 wird so weiterfahren wie bisher.“ Ursprünglich sollte diese Verbindung von Breinig und Venwegen
nach Roetgen gestrichen werden. Ein Proteststurm erreichte Rathaus und AVV – auch aus der Eifel, wo weitere Veränderungen anstehen.
Das Konzept für den Südraum wurde überarbeitet. Ergebnis ist ein „sauberer und synchronisierter Takt“. Demnach verkehrt die Linie 61 mit integrierten Schüler- und teilweise zum Mühlener Bahnhof
verlängerten Fahrten im Stundentakt wie gewohnt nach Roetgen. Ergänzt wird dieses Angebot durch einen Stundentakt der Linie 67 von Roetgen über Venwegen nach Wahlheim, so dass streckenweise sogar
ein Halbstundentakt erreicht werde. Nicht mehr zu sehen sein wird die Linie 68, deren Angebot in das anderer Linien integriert wird. „Das ist möglich, weil alte Konzessionsverträge
unterschiedlicher Partner Ende 2015 auslaufen und wir die Verkehre deshalb neu und systematisch ordnen konnten“, erläuterte Sistenich und kündigte ein neues Angebot speziell für die Kupferstadt
an: Die Linie 42 wird vom Mühlener Bahnhof aus so im Stundentakt zum Hauptbahnhof verlängert, dass sie einen direkten Anschluss an den Regionalexpress in Richtung Köln bietet. Die übrigen
Anschlüsse würden durch die Euregiobahn gewährleistet. Für ihre Strecke projektiert der Nahverkehrsplan weiterhin einen Anschluss an Breinig und an Baesweiler ebenso wie einen Ringschluss zur
Rurtalbahn. Realisiert wird jedenfalls eine Schnellzug-Verbindung zwischen Aachen via Herzogenrath und Maastricht.
Aber es bleiben noch einige Wünsche offen. Trotz hohen Pendleraufkommens mangelt es weiterhin an einer direkten Verbindung zwischen Stolberg und Würselen. Sie soll im Juni 2016 über den Umweg der
Euregiobahn mit einer Haltestelle Merzbrück beim Ringschluss geschaffen werden, der auch die Direktverbindung nach Alsdorf und Herzogenrath realisiert.
Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten