In der Kupferstadt entsteht neuer Wohnraum für Senioren. Darunter: Pflegeplätze, barrierefreie Wohnungen und ein Demenzdorf.
Im Leben eines älteren Menschen kommen irgendwann Probleme auf ihn zu, an die er in jungen Jahren vermutlich noch nicht gedacht hat. Kann ich im hohen Alter noch die Treppenstufen im Haus bewältigen? Ist es mir möglich, Wäsche in den Keller zu bringen und wieder hinauf zu kommen? Kann ich für mich kochen und lange stehen? Schaffe ich es noch alleine, zu duschen oder zu baden?
Oft sind es die ganz alltäglichen Dinge, die irgendwann schwer fallen. Und dann stellt sich diese eine Frage: „Wo werde ich wohnen?“
„Der Bedarf an barrierefreien Wohnungen in Stolberg ist groß“, sagt Robert Walz, Sprecher der Stadt Stolberg. Diese Wohnungen seien nicht nur bei älteren Menschen gefragt, sondern auch bei Menschen mit Behinderungen oder jungen Familien mit Kinderwagen.
Aber gerade ältere Menschen sind häufig auf eine solche Wohnung angewiesen. „Da ältere Menschen teilweise auch alleine leben, sind Wohnungen zwischen circa 45 und 60 Quadratmetern besonders gefragt“, sagt Walz. Wenn mehr Pflegebedarf besteht, werde nach stationären Pflegestellen, betreutem Wohnen, Kurzzeitpflegeplätzen oder Wohngemeinschaften für Senioren gesucht. Und auch diese gibt es in Stolberg. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn in der Stadt wird fleißig Wohnraum für Senioren geschaffen.
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Marienheim Büsbach: Aktuell leben im Marienheim an der Bischofstraße, das von der Katholischen
Stiftung Marienhospital betrieben wird, 65 Menschen. Diese Zahl soll noch steigen. Daher wurde vor anderthalb Jahren mit einem millionenschweren Bauvorhaben begonnen. Entstehen soll ein
Seniorenzentrum mit insgesamt 76 Einzelzimmern und neun seniorengerecht ausgestatteten Wohnungen. Dazu wird der Altbau mit einem Erweiterungsbau verbunden und saniert. Ende 2016 soll das
Bauvorhaben beendet sein.
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Itertalklinik Seniorenzentrum: In Breinig entstehen zurzeit 15 Tagespflegeplätze, 73 Pflegeplätze in
Einzelzimmern, 33 barrierefreie Wohnungen und eine integrierte Tagespflegeeinrichtung der Itertalklinik Seniorenzentren. Begonnen wurde mit dem zehn Millionen Euro schweren Bauprojekt im März
dieses Jahres. Fertig sein soll das Seniorenzentrum im Mai oder Juni 2016. Zudem mietet die Itertalklinik weitere Wohnmöglichkeiten. Dazu gehören 39 Wohnungen, die für betreutes Wohnen
vorgesehen sind. Das Baesweiler Unternehmen Fred Pfennings Immobilien wird die Wohnungen im neuen Rathaus-Carré (vormals Kaufhaus Viktor) an die Itertalklinik vermieten. Anfang Juli wurde mit
der Entkernung begonnen. Im zweiten Quartal des Jahres 2016 sollen die Wohnungen fertiggestellt sein. Vermietet werden sie mit Serviceleistungen wie beispielsweise Pflege und Versorgung. Die
Wohnungen haben im Schnitt 50 Quadratmeter Fläche (48 bis 72) und werden barrierefrei sein. Das gesamte Gebäude wird kernsaniert, die Aufzüge und Treppen erneuert und Balkone angebracht.
Zudem soll noch der Ausbau des Itertalklinik Seniorenzentrums Stolberg Mitte folgen. Dort soll das Vorderhaus ausgebaut werden – Platz wäre für rund 14 Wohnungen. Eine Tagespflege und eine
Zentralküche seien auch noch in Planung, sagt Dr. Christoph M. Kösters, Geschäftsführender Gesellschafter Itertalklinik. Derzeit müsse aber noch ein Investor gesucht werden. „Wir sind noch in
Verhandlungen“, sagt Kösters.
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Seniorenzentrum Süssendell: Auf einem Gelände von rund sieben Hektar Fläche entsteht eine neue
Wohnform für Menschen mit Demenz. Begonnen wurde mit dem gigantischen Bau im August 2014, die Fertigstellung ist für Februar/März 2016 geplant. Das sogenannte Demenzdorf soll sich durch
eingeschossige Gebäude mit einem Dorfplatz als Zentrum auszeichnen. Um den Dorfplatz ordnen sich ebenerdig fünf Wohneinheiten für je circa 16 Bewohner an. Das AWO Seniorenzentrum Süssendell
wird eine stationäre Pflegeeinrichtung sein, in der 80 Bewohner Platz finden werden.
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Samaritanerheim: Auch in der Samaritanerstraße im Stolberger Zentrum wird sich etwas tun. Denn das
Heim des Guten Samaritan soll an die neuesten gesetzlichen Anforderungen (WTG –Wohn- und Teilhabegesetz NRW) angepasst werden. Dies beinhaltet beispielsweise die Modernisierung der
Sanitärbereiche, die bauliche Umgestaltung des Hauses in kleingruppenähnliche Wohn- und Pflegeeinheiten, spezielle Pflegebereiche für schwerstkranke Menschen sowie Menschen mit einer
Demenzerkrankung. Begonnen wurde mit den Bau-maßnamen noch nicht, aber das wird bald der Fall sein. Die Frist zur Fertigstellung hat der Gesetzgeber auf Mitte 2018 festgelegt. Bis dahin
sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein. Dort werden dann weitere 20 Plätze entstehen. Aktuell gibt es 56 Plätze.
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Maria im Venn: In den Gemäuern des Senioren- und Pflegeheims in Venwegen wird sich ebenfalls
einiges tun. Die geplanten Baumaßnahmen sollen sich schwerpunktmäßig auf den Umbau der Bewohnerbadezimmer erstrecken, die noch über keine Dusche verfügen. Zudem werden elf Doppelzimmer in
Einzelzimmer umgewandelt und einige Aufenthaltsbereiche um- beziehungsweise ausgebaut. Nach derzeitigem Stand wird aus dem Umbau keine Platzzahlveränderung resultieren. Insgesamt gibt es
derzeit 130 Plätze im Senioren- und Pflegeheim Maria im Venn. Die Einrichtung ist vollstationär mit fünf eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen. Der Baubeginn erfolgt in enger Abstimmung mit dem
Seniorenheim Heim des Guten Samaritan in Stolberg. Beide Einrichtungen befinden sich in der Trägerschaft der Christenserinnen gGmbH Stolberg-Venwegen. Ein Architekturbüro wurde mit beiden
Projekten beauftragt.
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Barrierefreie Wohnungen: Im Herbst dieses Jahres beginnen die Bauarbeiten auf dem Grundstück der
alten „Drummen-Villa“. Der Herzogenrather Architekt Kurt Pidun wird sowohl in das Gebäude investieren, als auch einen Neubau mit 21 Eigentumswohnungen errichten, die auf Wunsch barrierefrei
ausgebaut werden. Ende des Jahres 2016 oder Anfang des Jahres 2017 sollen die ersten Wohnungen beziehbar sein. Die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Villa wird zu drei Mietwohnungen
umgewandelt. Abgerissen werden sollen der Anbau und die 14 Garagen an der Ecke Grüntalstraße. „Der Neubau wird dann unter dem Motto ,Wohnen für Jung und Alt‘ entstehen“, sagt Pidun. Die
Wohneinheiten sollen Flächen von 63 bis 170 Quadratmeter aufweisen.
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Alten- und Pflegeheim „Die Helfende Hand“: 58 vollstationäre Plätze gibt es zurzeit in Gressenich
im Hamicher Weg 16. Und auch im Alten- und Pflegeheim „Die Helfende Hand“ gibt es Planungen zu baulichen Veränderungen. Diese sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Doch so viel kann man jetzt
schon sagen: Es werden Alternativen zur vollstationären Pflege geboten und damit neue Wohnmodelle geschaffen.
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Das Seniorenzentrum Senibus curandis an der Nideggener Straße 86 in Schevenhütte hat derzeit
25 Plätze. Da dieses Haus ebenfalls von den neuen Anforderungen des Wohn- und Teilhabegesetzes betroffen ist, müssen die Räumlichkeiten modernisiert und ausgebaut werden. Das Haus wurde im
Jahr 1930 gebaut und entspricht nicht den aktuellen Forderungen. Der Bau soll Mitte des Jahres 2017 beginnen. Es werden keine zusätzlichen Plätze geschaffen, sondern zehn wegfallen, da das
Gebäude nicht genug Platz bietet.
Großbaustellen in der Kupferstadt: Dort überall wird umgebaut, angebaut oder neu gebaut:
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Derzeit gibt es laut Angaben der Stadt in Stolberg 489 Plätze in der stationären Pflege.
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Es entstehen bis zum Jahr 2018 zusätzlich in allen benannten Einrichtungen, deren Bauvorhaben schon geplant sind:
107 Wohnungen, 15 Plätze in der Tagespflege, 104 Pflegeplätze und 80 Plätze im Demenzdorf in Süssendell.
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Bis zum Jahr 2030 sollen laut einer Bevölkerungsvorausberechnung der Bertelsmann-Stiftung 4,1 Prozent weniger
Menschen in Stolberg leben, als das aktuell der Fall ist. Das Durchschnittsalter solle dann 48,6 Jahre betragen. 40,2 Prozent werden 80 Jahre und älter sein.
Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten