Hunderte Bürger mischen bei der Ausarbeitung eines Sozialen Leitbildes der Stadt mit. Abschlusskonferenz am 27. Oktober.
Arbeit und Beschäftigung sollen selbstverständlich sein und Grundlage für ein gutes Leben in Stolberg bieten“, heißt es aus einer Ecke eines Konferenzraums im Stolberger Rathaus. „Beschäftigung muss attraktiv sein: Wir brauchen flexible Jobangebote, um auch als Wohn- und Arbeitsort für junge Menschen interessant zu bleiben“, kommt aus der anderen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Arbeit und Beschäftigung, lokale Ökonomie“ sind gerade dabei, sich auszutauschen über ihre Vorstellungen davon, wie die Arbeitswelt in der Kupferstadt im Jahre 2030 aussehen könnte. Gemeinsam bauen sie an einem der Puzzlestücke, die Teile eines großen Projekts sind: „Soziale Kupferstadt 2030“.
„Seit Anfang Juli befinden wir uns jetzt in diesem Prozess, um ein soziales Leitbild für die Stadt zu entwickeln“, erklärt Leo Jansen, Sozialplaner der Stadt Stolberg, im Gespräch mit unserer Zeitung. Insgesamt sieben Arbeitsgruppen haben sich auf den Weg gemacht, soziale Aspekte des Zusammenlebens in der Stadt zu beleuchten. „Zentrale Fragen, die wir uns dabei stellen, sind: Was können wir in unserer Stadt verbessern, und wo wollen wir hin?“
Dieser Leitbildprozess, der angestoßen wurde, ist ein zweiter Schritt nach der Erstellung des Stolberger Sozialberichts, wie Lukas Franzen, Inklusionsbeauftragter der Stadt, ergänzt. „Wir haben erhoben, dass die Gemengelage in den Stolberger Quartieren sehr unterschiedlich ist“, sagt Franzen. Während es in der Innenstadt teilweise Probleme wie Kinderarmut oder prekäre Lebenslagen gebe, haben die dörflichen Ortsteile verstärkt mit dem demografischen Wandel zu kämpfen. „Mit einem Leitbild und daran anschließenden Handlungsempfehlungen möchten wir diesen Entwicklungen ein Stück weit entgegenwirken“, sagt Franzen.
Nicht nur die Stadtverwaltung hat ein großes Interesse daran, den sozialen Problemen entgegenzuwirken. „Wir hatten bisher ein sehr großes Interesse aus der Bürgerschaft an dem Thema“, sagt Lukas Franzen. Auch wenn sie darauf gar nicht ausgelegt war: An einer von der Stadtverwaltung aufgelegten Umfrage zu „Soziale Kupferstadt“ haben dermaßen viele Bürger teilgenommen, dass sie repräsentativen Charakter hat.
„Auch jetzt, wo die Arbeitsgruppen sich zusammenfinden, um konkrete Ziele zu formulieren, sind die Bürger mit großem Engagement dabei“, sagt Leo Jansen.
Noch bis Ende Oktober brüten die sieben AGs über einzelnen Fragestellungen. Am 27. Oktober gibt es unter der Leitung von Bürgermeister Tim Grüttemeier eine Abschlusskonferenz. „Bis dahin haben wir die Ergebnisse der Arbeitsgruppen gebündelt. Auf der Konferenz gilt es dann, an einem Entwurf für ein gemeinsames Leitbild zu feilen“, erklärt Leo Jansen das weitere Vorgehen. Dieser Entwurf werde gegen Ende des Jahres vom Sozialausschuss und vom Stadtrat diskutiert und beschlossen. „Und wenn wir soweit sind, können wir aufbauend auf dem Leitbild konkrete Handlungsempfehlungen formulieren“, so Jansen. Auch hier haben die Teilnehmer der AGs schon ganze Arbeit geleistet und Ideen eingebracht. „Ein Vorschlag war beispielsweise, dass man einen besseren Überblick schaffen müsste über die Angebote für Familien mit Kindern“, sagt Lukas Franzen.
Was passiert mit dem Leitbild, wenn es fertig ist? Das beschlossene Papier sei einerseits für die Stadtverwaltung eine wichtige Hilfe, um bei Planungen den Bürgerwillen zu berücksichtigen. „Außerdem braucht man heutzutage immer häufiger Konzepte dieser Art, um sich als Kommune um Fördermittel zu bewerben“, erklärt Leo Jansen. Mit anderen Worten: Will Stolberg für soziale Projekte Geld von Land oder Bund, muss die Stadt nachweisen, dass hinter ihren Ideen ein durchdachtes Konzept steckt. „Wir sind im Vergleich zu anderen Kommunen ziemlich weit mit der Planung“, sagt Jansen.
Die Gruppe mit dem Thema „Arbeit und Beschäftigung“ ist in der Zwischenzeit recht weit gekommen in der Ausarbeitung ihrer Visionen und Ziele. „Ein Vorschlag ist, auch die Berufschancen für Geringqualifizierte zu steigern“, nennt Jansen als ein Beispiel, „prekäre Arbeitsverhältnisse gehören der Vergangenheit an“, als zweites. „Wir nehmen alle Vorschläge ernst. Es wird nichts wegdiskutiert.“
Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten