Kleine, flexible Grundstücke auf Zincoli-Gelände. Schornstein beleuchten. Rat steigt heute in neue Bauleitplanung ein.
„Wir hatten den Spatzen in der Hand und haben nach der Taube auf dem Dach gegriffen“, sagt Rolf Engels. „Nun sind wir wieder da, wo wir damals angefangen haben“, erinnert der SPD-Sprecher im Ausschuss für Stadtentwicklung an die Historie des Zincoli-Areals an der Mauerstraße.
Die Geschichte ist bekannt. Aus einem Investoren-Wettbewerb geht 2007 die Strabag mit einem Bau- und Gartenmarkt-Projekt nebst Gastronimie und Freizeitbranche als Sieger hervor. Das „Sahnehäubchen“ zerfällt mit der Zeit. Übrig bleiben neben den Baumarkt nur zentrenrelevante Verbraucher- und Discountmärkte. Die Regierungspräsidentin fordert eine Entscheidung: Zincoli oder Innenstadt. Stolberg wählt 2015 klar die Innenstadt. Seitdem sind alle Versuche gescheitert, dort einen Baumarkt oder andere große Angebote anzusiedeln. Nun sollen drei Hektar des Geländes flexibel für kleinteiliges Gewerbe ausgewiesen werden. Ein Hektar ist bereits für ein Autohaus und die DLZ-Erweiterung nebst einer Option für beide verplant.
Bedenken haben die Liberalen – aber nur wegen des alten Schornsteins. „120 000 Euro plus Folgekosten nur für Erhalt und Unterhaltung sind zu viel“, sagt Rudolf Steltjes. „Lieber ohne Kamin“, betont sein Kollege Bernd Engelhardt im Wirtschaftsförderungsausschuss. „Das ist eine rein politische Entscheidung“, betont Bürgermeister Tim Grüttemeier. Die Sprecher der Koalition aus CDU und SPD verhehlen nicht, dass es in ihren Reihen kontroverse Diskussionen dazu gab. Vor allem die Mitglieder aus den Außenbereichen hätten sich schwer getan mit dem Erhalt des Schornsteins. Letztlich setzen sich in beiden Fraktionen die Befürworter durch. Der Kamin sei ein Identität stiftendes Relikt aus Industriezeiten. Und „er soll als Landmarke mit Beleuchtung in Szene gesetzt werden“, gibt Siegfried Pietz die Linie der Koalition vor. Zudem betont der CDU-Vize den Wunsch nach einem Kreisverkehr im Einmündungsbereich von Mauer- und Cockerillstraße (K 13 / L 221). Einig ist er sich mit seinem Kollegen Rolf Engels, einen Vorschlag des Agit-Geschäftsführers für das Zincoli-Gelände aufzugreifen: „Die Zeiten der eingeschossigen Hutschachteln in Gewerbegebieten sind vorbei“, sagt Dr. Lothar Mahnke angesichts der in Zukunft massiv fehlenden Gewerbeflächen. „Wir müssen in die Höhe bauen.“
Und genau das soll auf dem Zincoli-Gelände geschehen. Eine bis zu dreigeschossige gewerbliche Nutzung soll ermöglicht werden, um die Effizienz der zwischen 1500 und 5000 Quadratmeter großen Grundstücke zu steigern. Einer Nutzung Platz machen soll außerdem der Wall, der derzeit das Gelände vom Dienstleistungszentrum abgrenzt. Vorausgesetzt, das ist wirtschaftlich machbar. Denn nicht ausgeschlossen ist, dass er seinerzeit einfach aus dem vor Ort belasteten Erdreich aufgeschoben worden ist. Zudem regt Michael Thomas (CDU) einen Quotienten aus Beschäftigten und Fläche an, um möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen. Heute befindet der Stadtrat über die Aufstellung des Bebauungsplans.
Quelle: Stolberger Nachrichten / Zeitung